manfred schulze

eine Seite für Catcher und sein baritone ...

Die Manfred-Schulze-Formation klang gezwungenermaßen anders.
Wir mussten alte Titel heraussuchen, die ich vor Jahren geschrieben hatte.
Ich habe mich darüber nicht gefreut. In dieser Spielweise steckte vieles, was ich als amerikanische Musik empfinde und sonst zu vermeiden suche.
Oft haben wir aber auch Stücke gespielt, die der Konzeption des »Bläserquintetts« entsprachen. Leider wurden aber immer die anderen beklatscht.

Viele Disc-Jokeys sind schlimmer als der schlechteste Musikant.
Jeder Musikant hat einen Rest Ehrgeiz. Die meisten Disc-Jockeys bringen nur noch modische und möglichst importierte Hits.
Sie haben es zu leicht, sie brauchen keine Titel mehr mühsam einzustudieren, sondern legen einfach eine Platte auf.
Durch die Diskotheken wird der Geschmack einer ganzen Generation verdorben.

Das Wichtigste ist, dass sie nicht versuchen, irgendwelchen Idolen nachzueifern.
Es bringt nichts ein, die berühmten Musiker aus Amerika - unabhängig davon, ob ihre Musik gut oder schlecht ist - mechanisch nachzuahmen.
Man darf nicht jeder aktuellen Moderichtung hinterherlaufen.      weiterlesen...

Manfred Schulze


Manfred trug den Spitznamen Kättschr. Warum das so war, sollte ich bald erleben.
Dieser ursprünglich hoch sensible Musiker wurde besonders im Kollegenkreis ob seiner Unberechenbarkeit und cholerischen Anfälle gefürchtet.
Viele sahen in diesem seinen Wesen aber auch einen revolutionären Gestus und verehrten ihn gerade deshalb.
Die personelle Alchimie seiner Bands nahm auf diese Gegebenheit meist Rücksicht, und wenn es galt, den Meister nach einem seiner respektheischenden Ausbrüche wieder zu beruhigen, waren genau die dafür kompetenten Kollegen zur Stelle.       weiterlesen...

Wolfram Dix


Ein hohes Verdienst hat Manfred Schulze auch, in dem er schon sehr früh auf das Schlagzeug verzichtete, noch ehe die Flut der Saxophonquartette Europa überschwemmte.
Allein die Umstände machten es für Schulze schwer, erfolgreich beim Publikum zu werden, da die Musik weitestgehend vor konventionell orientiertem Jazzpublikum zu Gehör kam.
Ihnen blieb das Déjàvu-Erlebnis aus, und ähnlich bedeckt verhielten sich die Kritiker.
Ganz zu schweigen davon, diese Musik in den Hallen der "ernsten" Musik aufzuführen.
Schulzes Musik steht zwischen den Stilen.
Diese Zwischenstellung führt dazu, dass sie für das normal orientierte Jazzpublikum zu anspruchsvoll ist und für das E-Publikum eher suspekt wirkt, nicht entsprechend angenommen wird.       weiterlesen...

Heiner Reinhardt


Die folgenden Jahre engsten Zusammenwirkens mit Manfred haben mich nachhaltiger geprägt, als es mir damals bewusst war.
Da war besonders seine ungeheure Energie, erlebbar schon bei der Autofahrt zum Spielort (er saß jahrelang selbst am Steuer), die ihm Gelegenheit bot, sich alles inzwischen vorgefallene von der Seele zu reden, aber auch mit Kommentaren zu versehen, die mir manchmal mit großer Verspätung wieder einfielen, wenn ich sie plötzlich in größere Zusammenhänge stellen konnte, die ihm schon klar vor Augen gestanden hatten.
Er hasste jedes intellektuelle Gehabe und verwendete einfache Worte, hinter denen mir erst allmählich seine Weltsicht deutlich wurde, bei der aus großer Skepsis nicht Resignation, sonder Aufbegehren erwuchs.       weiterlesen...

Hermann Keller


Manfred Schulzes Kompositionstechnik der Ganztonreihen war zwar nicht neu, aber in seiner Umsetzung, wobei er die Jazzeinflüsse aller Art verwendete, doch einzigartig. Manfred lehrte uns ein individuelles, philosophisches Herangehen an die Musik.

Helmut „Joe“ Sachse